Die Steuerung von Veränderungen ist keineswegs trivial. Verantwortliche für Change-Vorhaben stehen vor der Herausforderung, in eine bestehende und meist routinisierte Ablauforganisation einzugreifen, um neue Wege zu etablieren. Oft ist es dabei nicht leicht, neuralgische Punkte anzusprechen, die die Umsetzung von Wandelvorhaben fördern oder bremsen.
Erfahrungsgemäß helfen dabei klug angelegte Dialogformate, die das An- und Aussprechen von kritischen Themen erleichtern. Eine Variante besteht in methodisch sinnvoll aufgebauten und mit den richtigen Fragen ausgestatteten Workshops. Eine andere Variante bietet der «Change-Navigator», der über vorbereitete Reflexions- und Aktionskarten Change-Verantwortliche spielerisch dazu stimuliert, sich über veränderungsrelevante Fragen auszutauschen und damit ein gemeinsames Bild für das weitere Vorgehen zu erarbeiten.
Der Change-Navigator besteht aus einem Begleitheft, einer Lösungslandkarte und aus zwei Kartensets mit 24 Reflexions- und 24 Aktionskarten. Die Reflexionskarten enthalten Fragen, die Entscheider dazu auffordern, über ihr konkretes Change-Vorhaben nachzudenken. Zu jeder Reflexionskarte gibt es eine Aktionskarte mit einer Auswahl von Handlungsempfehlungen, durch die ein konkreter Plan für das weitere Vorgehen ausgearbeitet werden kann. Auf einer Lösungslandkarte können die in der Diskussion entwickelten Ideen festgehalten werden. Dabei basieren die in der Lösungslandkarte und den Fragesets vorgegebenen Kategorien auf der aktuellen Wissensbasis zum Change Management und bilden die Gesamtarchitektur eines Change-Projektes ab.
Sie umfassen folgende Themen: Standort bestimmen, Zukunft einladen, Wege entdecken, Schritte gehen, Selbst orientieren, Wirkungen verstehen. Zudem ist der Change-Navigator so konzipiert, dass Anwender – je nach Prozessstatus – sich ein beliebiges Thema (wie z. B. «Wege gehen») wählen können, für das sie vertieft mit Hilfe der Reflexions- und Aktionskarten diskutieren und nächste Schritte erarbeiten wollen. Damit kann die Dauer der Diskussion individuell gestaltet werden. Jede Reflexions- und Aktionskarte enthält Hinweise zu Tools und Fallstricken, die in dieser Wandelphase bedeutsam sind. Alle auf den Karten erwähnten Tools sind im Begleitheft mit Hinweisen auf weiterführende Literatur nochmals kurz beschrieben. Der Change-Navigator kann als Diskussions- und Strukturierungshilfe in Workshops, Coachings und Arbeitsgruppensitzungen eingesetzt werden. Selbst wenn man das spielerische Setup nicht verwenden möchte, bieten der in der Lösungslandkarte abgebildete Canvas eines Change-Projektes sowie die klug formulierten Fragen und Empfehlungen der Kartensets viele Anregungen, wie komplexe, Change-relevante Themen besprech- und gestaltbar gemacht werden können.
Der Navigator ist allen zu empfehlen, die als Führungskraft, Berater oder Gestalter nach Ansätzen suchen, die in Wandelprozessen beteiligten Akteure zu einer ganzheitlichen und tiefgehenden Reflexion des Change-Vorhabens anzuleiten und daraus wirksame Strategien für das Vorgehen zu entwickeln. (BW)
Brigitte Winkler (2018): Der Change-Navigator. In: OrganisationsEntwicklung, Jahrgang 37, Heftnummer 01, Seite 112–113.